Tatopani - Chitre (Tag 14)

Das Frühstück ist, wie auch das Abendessen, hervorragend.

Im Gegensatz zu der schroffen Berglandschaft der letzten Tage, erwarten uns jetzt tropische Wälder und grüne Felder. Auch die Temperatur steigt. Am Morgen ist es noch angenehm warm. Mit etwas Wehmut verlassen wir die schöne Lodge.

Ein kurzes Stück folgen wir der Straße. Über eine Hängebrücke wechseln wir auf die andere Talseite. Wir beginnen den Aufstieg über steile Stufen und Pfade. Nach 200 Höhenmetern sind die T-Shirts schon nassgeschwitzt. Am frühen Tag sind es bereits 25 Grad. Die Landschaft stellt eine willkommene Ablenkung dar. Wir bewundern das satte, dichte Grün an den Berghängen. Affen springen durch die Bäume. Große Blüten strahlen in bunten Farben und entfalten ihren Duft. Wir passieren einfache Bauernhütten. Ein Wunder, diese Ursprünglichkeit so nah an einer der beliebtesten Trekkingrouten der Welt vorzufinden.

Der Weg bleibt steil. Immerhin stehen heute 1200 Höhenmeter auf dem Programm.

Die Sonne heizt weiter ein. Hinzu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit. Diesmal trinken wir nicht wegen der Höhe, sondern der Hitze.

Andrea kommentiert den vor uns liegenden steilen Anstieg auf eine Art, die wir von ihr gar nicht kennen. Mit einem inbrünstigen „Kack die Wand an!!“, verschafft sie sich Luft. Wir schauen uns verdutzt an und können uns vor Lachen nicht mehr halten.

Endlich haben wir die erste Anhöhe völlig durchgeschwitzt erreicht und legen eine Pause ein. Eine Bäuerin in typischer Tracht verkauft Bananen. Unsere Gruppe kauft alle auf. Gut gelaunt, stellt sie sich in Position, als ich um ein Foto bitte. Die Form und der volle Geschmack der Früchte ist nicht mit unseren Importbananen zu vergleichen. Lecker - Das gibt Kraft.

Zunächst verläuft der Weg nur noch wenig ansteigend, was etwas Erholung bringt. Konditionell sind wir alle auf der Höhe. Immerhin haben wir ein ausgedehntes Höhentraining hinter uns. Die Hitze macht uns aber allen zu schaffen. Mittlerweile zeigt meine Uhr am Rucksack 33 Grad an. Jule hat mit der Wärme heute besonders zu kämpfen. Nach unserer Meinung ist sie zu warm angezogen, lässt sich aber nicht belehren.

Abermals müssen wir steile Treppen erklimmen. An einer kleinen Bar folgt die nächste Pause. Es gibt gekühlte Cola. Ein Hochgenuss. Der kleine Sohn des Besitzers ist sehr wissbegierig. Er beherrscht schon ein wenig Englisch und will mir unbedingt zeigen, wo er schläft und zeigt, dass er schon die Uhr lesen kann. Während wir die Aussicht genießen, ziehen Einheimische in farbenprächtiger, festlicher Kleidung an uns vorbei. Wahrscheinlich Gäste auf dem Weg zu einer Hochzeit. In einiger Entfernung können wir Musik wahrnehmen.

Nach kurzer Pause müssen wir leider den Schatten des Unterstandes verlassen. Während wir weiter aufsteigen, ist die Musik zunehmend lauter zu hören. Im Dorf auf der nächsten Anhöhe findet tatsächlich eine Hochzeit statt. Leider durchqueren wir das Dorf, ohne einen Blick auf die Hochzeitsgesellschaft werfen zu können. Mir bleibt nur das Fotografieren der Hühner, die gerade für das Festmahl den Kopf hinhalten müssen. Mit offensichtlicher Routine wird hier kurzer Prozess gemacht. Die Mädels gehen schnell vorbei.

Endlich Mittagspause. Nachdem wir das Essen bestellt haben, kann ich beobachten, dass die Kräuter, der Salat und Gemüse frisch im Garten geerntet werden. Unsere Träger sind schon fertig mit essen und machen sich bereit zum Aufbruch. Die steile Treppe am Ortsausgang nehmen zwei von ihnen zum Anlass, ein Wettrennen mit vollem Gepäck zu veranstalten. Die Wahnsinnigen.

Nun liegen noch 4.4km und steile 500 Höhenmeter vor uns. Wir erklimmen viele Stufen und folgen schmalen Pfaden durch den Wald. Die Bäume spenden angenehmen Schatten. Unser Ziel kommt in Sicht und wir stöhnen, da nochmals ein Anstieg vor uns liegt. Das letzte Wegstück folgen wir einer staubigen Straße, die sich den Hang hochschlängelt. Pun versucht, wo es nur geht, abzukürzen.

Wir haben es geschafft. Sofort fällt der Blick auf die Tische im Garten. Hier lässt es sich wunderbar entspannen. Wir bekommen unsere Zimmer zugeteilt. Jule und Andrea treffen es besonders gut. Sie bekommen ein Zimmer mit eigenem Bad und heißer Dusche, die Grisu und ich mitbenutzen dürfen. Doch zunächst zieht es uns in den Garten, wo schon die Ersten mit einem kühlen Bierchen sitzen. Zudem plündern wir den Kartoffel-Chips und salzige Kekse Vorrat der Lodge. Durch das Schwitzen haben wir wohl ziemlich viel Mineralien verloren, die der Körper nun zurückfordert.

Wir sitzen lange draußen beisammen, bis zum Abendessen gerufen wird. Der Strom ist mittlerweile ausgefallen. Für etwas Licht sorgt eine LED-Notbeleuchtung. Obwohl es draußen noch sehr schön ist, sollen wir nicht mehr vor die Tür. Abends suchen Wildschweine und gelegentlich auch Schneeleoparden das Dorf heim. Einen Schneeleoparden zu Gesicht zu bekommen, wäre natürlich der Oberhammer. Die ganze Nacht ist das Heulen und Bellen der Wachhunde zu hören. Den Sonnenuntergang kann ich vom begehbaren Dach der Lodge festhalten. Ich warte, bis die Sonne scheinbar den Berg hinunterrollt.

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