GR 20 Etappe 4 A Matalza - Refuge D´Usciolu

Abbruch am "Denkmalsgrat"

Glücklicherweise blieb es über Nacht ruhig. Als wir aufstehen, ist der Himmel schon bedeckt. In der Ferne drohen schon dunkle Wolken. Noch vor dem Frühstück bauen wir fix das Zelt ab.

Der Hüttenwirt ist auch schon aus dem Tal heraufgekommen und wartet mit Kaffee und frischen Baguette auf die Gäste. Das Wetter ist zum gemeinsamen Frühstück, das Hauptgesprächsthema. Er bestätigt, dass es die nächsten Tage sehr unbeständig werden soll und häufig mit Regen und Gewitter zu rechnen ist.

Als Mike, der Elsässer und wir auch zum Aufbruch bereit sind, hat sich der Himmel stark verdunkelt. Der Wind frischt stark auf. Keine 3 Minuten später regnet es in Strömen und ein Gewitter zieht über uns hinweg. Wir suchen Schutz im Aufenthaltszelt der Bergerie.

Während wir warten, macht sich der Hüttenwirt wieder mit dem Auto auf den Weg ins Tal. Scheinbar ist die Bergerie tagsüber nicht immer geöffnet. Dies wird für uns noch eine Rolle spielen.

So schnell wie es aufzog, so plötzlich ist das Gewitter vorbei gezogen. Es fallen nur noch einzelne Tropfen. Wir treten hinaus und beäugen den Himmel. Eine weitere dunkle Wolkenfront bewegt sich in unsere Richtung. Der Elsässer will es trotzdem versuchen und geht los. Mike und wir schätzen die Situation kritischer ein. Keine 5 Minuten später bekommen wir Recht. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen entlädt sich. Wir erwarten, dass der Elsässer jeden Moment wieder ins Zelt eintritt. Später am Tag treffen wir ihn nochmal. Er hatte sich im Wald untergestellt, wurde aber trotzdem komplett durchnässt.

Nach 45 Minuten ist der Spuk vorbei und am Horizont ist nichts bedrohliches zu erkennen. Wir verabschieden uns von Mike, noch nicht wissend, dass es fürs Erste zum letzten Mal sein wird.

  • Startpunkt: Bergerie A Matalza
  • Abbruch: Denkmalsgrat
  • Länge: 10.8 km
  • Zeit mit Pausen hin: 3.51h

Hinweis

Tatsächliche Länge und Zeit der Tour stimmen nicht genau mit der Statistik überein, da die Anzahl Messpunkte reduziert ist.

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  • Bergerie A Matalza
    Mobilempfang: mäßig
    Internetzugang: keiner (Ich habe allerdings einen Router im Gästeraum gesehen. Im Notfall wäre es besimmt möglich)
  • Bergerie de Basetta
    Mobilempfang: gut
    Internetzugang: keiner
  • Bergerie A Matalza:
    Camping, Leihzelte und Mehrbett Großzelte
  • Bergerie de Basetta:
    Camping, Leihzelte und kleine Mehrbett Hütten
  • Bergerie A Matalza:
    Frühstück
    Abendessen und Halbpension
    Verkauf von Lebensmitteln und Getränken
    Trinkwasser an der Hütte
    Kochgelegenheit : JA
  • Bergerie de Basetta:
    Frühstück
    Abendessen und Halbpension
    Verkauf von Lebensmitteln und Getränken
    Trinkwasser an der Hütte
    Kochgelegenheit : JA
  • Bergerie A Matalza:
    Dusche: Kalt
    2x WC
    1x Waschgelegenheit
  • Bergerie de Basetta:
    Dusche: Heiss
    Mehrere WC und Waschgelegenheiten

Über eine unbefestigte Straße beginnt unsere heutige Etappe. Nach 200m verweisen uns die Wegweiser auf einen Pfad. Über grüne Wiesen vorbei an uralten vereinzelt stehenden Bäumen erreichen wir eine alte Kapelle. Wenige Meter weiter folgen wir kurz einer geteerten Straße, auf der wildlebende Schweine, nach Essbarem suchen. 35Min. nach verlassen der Bergerie A Matalza, erreichen wir die Bergerie de Basetta.

Der Weg führt oberhalb vorbei und verläuft anschließend über eine leicht hügelige Freifläche. Den Himmel stetig unter Beobachtung, sehen wir die nächsten grauen Wolken aufziehen. Während wir unter einem Baum unsere Regenkombi anziehen, fallen die ersten Regentropfen. In der Ferne hören wir Donnergrollen. Als wir uns dem Regen stellen wollen, sehen wir den Elsässer aufschließen. Wir sind etwas verwundert. Er hatte nach dem erwähnten Unwetter eine Abzweigung verpasst.

Der Weg führt in ein schmales Tal hinunter. Ein kristallklarer Fluss fließt hier, gesäumt von grünen Wiesen. Wieder eine Kulisse für Herr der Ringe.

Nachdem wir den schmalen Fluss überqueren mussten, geht es nach einer längeren Steigung wieder über freie Fläche. Über uns können wir den Elsässer an einem steilen Hang erkennen, den es nun auch für uns zu erklimmen gilt. Mit steigender Höhe gelangen wir mehr und mehr in ein Waldgebiet, wobei der Weg steiler wird.

Als sich der Wald wieder lichtet, sind wir an der Bocca Di Agnone angekommen. Hier trifft die alpine Variante über den Monte Incudine wieder auf den Hauptweg des GR20.

Es geht durch Wald weiter bergauf. Mittlerweile sind wir auf 1680m üNN. Als wir die letzten Bäume unter uns lassen, können wir über uns die Felsformationen des Denkmalgrats erkennen. Der Aufstieg Richtung „Denkmalsgrat“ („Arrête des Statues“) beginnt. Die Steigung ist zunächst moderat aber stetig. Es regnet immer noch leicht und die Wolkendecke hat sich auf die umgebenden Gipfel nieder gesenkt. 

Kurz bevor wir die erste Scharte erreichen, wird der Wind stärker. Die Regencover der Rucksäcke blähen sich auf. Sicherheitshalber sichern wir sie nochmal. Wir sind gespannt, was uns auf der anderen Seite erwartet. Als wir die Scharte durchschreiten, müssen wir uns gegen den Wind stämmen.

Ein wundervoller Ausblick auf ein langes, tiefes Tal bietet sich uns. Der Weg schlängelt sich nun parallel zum steil abfallenden Hang. Zunächst einfach, müssen wir mehr und mehr kleine Felsen überwinden. Ca. 200m vor uns sind die ersten Felszähne des „Denkmalsgrat“ („Arrête des Statues“). 

Als wir durch eine schmale Scharte wieder auf die andere Seite wechseln, sind wir am Beginn des Grats. Ich bleibe etwas geschockt stehen. Grisu schließt auf und ich schaue sie an. „Wollen wir darüber?“. Ein schmaler Pfad liegt unter uns, der sich nach 25m in den Felsen verliert. Links 200m und rechts 300m steil abfallende Flanken. Das ist nur der Anfang der Gratüberquerung. In einigen hundert Metern sehen wir zwei Speedhiker den nächsten Felszahn in unsere Richtung hinuntersteigen. Obwohl leicht bepackt und wahrscheinlich erfahren, machen sie einen unsicheren Eindruck beim herabklettern der hohen Felsstufen (Bei einem späteren kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass die Beiden den Weg bereits kennen, dieser heute aber besonders schwer zu begehen ist.)

Grisu antwortet mit einem klaren „Nein“. Ich bin erleichtert.

An dieser Stelle entscheiden wir den Abbruch.

Mit dem Wissen, dass der Grat noch länger ist und danach der Abstieg über regennasse Granitplatten erfolgen wird, ist uns die Begehung zu riskant. Windböen bis 50km/h machen es noch gefährlicher und unsere Trekkingrucksäcke sind für technische Kletterstellen mit Absturzgefahr zu schwer.

Wir treten den Rückweg an. Maßlos enttäuscht und auch etwas wütend, stehen uns beiden Tränen in den Augen. Enttäuscht, da der Traum, den GR20 zu absolvieren geplatzt ist. Wütend, über die verharmlosenden, lapidaren Einschätzungen des Südteils in allen recherchierten Quellen.

Zunächst schweigend, treten wir den Rückweg an. Doch irgendwann ist die Situation akzeptiert und wir planen unser weiteres Vorgehen. Als erstes werden wir zur Bergerie de Basetta gehen, um weitere Recherchen vorzunehmen. Was als Notlösung dient, stellt sich später als Glücksfall heraus. Nach ca. 2h50min. Kommen wir an. Auch hier hat der stürmische Wind gewütet. Stühle, Schirme und Tische liegen vor der Bergerie herum. Der gesamt Eindruck, lässt uns überlegen, doch zur Matalza weiter zu gehen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass der Wirt noch im Tal ist.

Unser erster Eindruck wird in keiner Weise bestätigt. Der Wirt im Tarnanzug und sein Sohn, der glücklicherweise etwas Englisch spricht, sind äußerst hilfsbereit und besorgen uns ein Taxi. Gerade bestellt, ändert sich die Situation nochmals zum Besseren. Ein Nachbar bietet uns an, am nächsten Morgen mit ihm nach Ajaccio zu fahren. Glück im Unglück.

Wir buchen uns eine der Hütten. Die Dusche ist sogar heiß und das Abendessen bricht alle Erwartungen. Korsische Gemüsesuppe, Wildschweingulasch mit Nudeln und auch noch Kuchen mit Sahne. Da lacht das Herz.

Wiederum stellen sich Aussagen als falsch heraus. Auf der Refuge d´Asinao erzählte uns ein Wanderer, er hätte gehört, dass auf der Basseta, das Essen nicht so gut sein soll – Was ein für ein Quatsch!! Aufgrund dieser Aussage hatten wir uns für die Bergerie A Matalza entschieden, die zum Glück auch gut war. Allerdings war die heutige Etappe dadurch 35min länger, die uns am Vortag nichts ausgemacht hätten.