Es ist soweit. Heute winkt der Gipfel der Wildspitze. Für mich leider nicht, da am Morgen auch noch verrenkte Brustwirbel und eine Nervenentzündung im linken Brustkorb (so die spätere Diagnose vom Arzt) den Aufstieg unmöglich machen. Ich ziehe mich erst gar nicht um, frühstücke jedoch mit und verabschiede die Glücklichen. Mit etwas Wehmut schaue ich zu, wie die Stirnlampen hinter dem ersten Kamm verschwinden. Die Jungs und Mädels erwartet ein 5h 15min Aufstieg.
Für mich verläuft der Tag ohne große Vorkommnisse. Während des Mittagessens fliegt ein Hubschrauber die Hütte an. Dies geht den ganzen Nachmittag weiter, da heute der gelbe Behälter untersucht und geborgen werden soll. Ich lege mich etwas hin.
Plötzlich werde ich aus dem Schlaf gerissen und Ramona steht im Zimmer. Ich schaue entsetzt auf die Uhr. Nein, ich habe nicht den Nachmittag verschlafen, die Verrückten sind schon wieder zurück.
Das Wetter und die Bedingungen waren so ideal, dass die erste Gruppe schon nach 4h 15min den Gipfel erreichte. Rekordverdächtig. Abi und Gottfried schwärmen später von dem Tag, als Krönung der Saison. Alle strahlen glückselig. Den Nachmittag genießen wir die Sonne auf der Terrasse und ich lasse mir das Erlebte und die Eindrücke erzählen.
Mittlerweile ist der Behälter geborgen worden. Es ist ein Sauerstofftank. Nach 66 Jahren im Eis steht er nun neben uns.