Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Zug nach Geilo. Auf den knapp 500 Höhenmetern tauchen wir durch die Wolkendecke. In Geilo angekommen regnet es. Im Warteraum des Bahnhofs legen wir erstmal unsere Regenkombi an. Von meinen GPS Gerät geleitet, durchqueren wir den Ort und laufen zunächst am Seeufer des Ustedalsfjorden entlang.
Nach ca. 5km beginnt der Anstieg in die Hardangervidda. Unser Ziel ist die Tuva Turisthytte. Zunächst steigen wir durch Birken und Fichtenwald über 350m steile Hänge hinauf. Auf knapp 1100m üNN haben wir das Hochplateau erreicht. Es geht zunächst ohne nennenswerte Steigung weiter. Der Regen hört nicht auf. Hier ist sehr gute regenfeste Kleidung angesagt. Doch nach ca. 8km muss Grisu feststellen, dass Wasser in ihre Schuhe dringt.
Positive Anmerkung: Wir reklamieren zu Hause die 3 Jahre alten Schuhe bei Hanwag. Diese bestätigen den Fabrikationsfehler und geben Grisu eine Gutschrift für neue Schuhe – TOP!!. Da wir wissen, dass selbst der beste Schuh nicht ewig wasserdicht ist, haben wir vorgesorgt. Im Vorfeld bestellten wir uns wasserdichte Wandersocken, da wir mit heftigen Regentagen gerechnet hatten. Diese stellen sich allerdings als absoluter Flopp heraus. Nach knapp 100m dringt das Wasser durch (Mehr zu dem Thema unter dem Punkt „Ausrüstung“).
So ziehen wir unsere Bahnen durch die wolkenverhangene Landschaft. Den Blick nach unten, damit der Regen nicht von vorne in die Kapuze eindringt. Trotz des schlechten Wetters folgen wir dem vorgegebenen Streckenverlauf auf den Aussichtsberg Ustetind (1376m üNN). Allerdings haben wir null Sicht. Also wieder zurück auf die Hauptstrecke. Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi und wir sind froh, als wir endlich die norwegische Flagge über der Tuva Hütte in der Ferne erblicken. Bei diesem Wetter ist klar, dass wir hoffen ein Zimmer in Hütte mieten zu können. Zum Glück sind 2 Betten frei, so dass unser Zelt zu Beginn der Tour trocken bleibt. Die Hütte ist keine DNT Hütte. Die jungen Betreiber sind sehr herzlich und freundlich. Es gibt selbstgebackenen Kuchen. Da die Hütte auch für Schneetouren zur Verfügung steht, gibt es einen Trockenraum (wie fast auf jeder Hütte) und sogar ein etwas antiquiertes, aber funktionsfähiges Schuhtrocknungsgerät. So werden wir mit trockenem Equipment weiter wandern können.
Am nächsten Morgen regnet es heftig. Dass sich unsere flexible Planung schon so früh bezahlt macht, hatten wir nicht erwartet. Wir verlängern noch um eine Übernachtung. Im Laufe des Tages kommen wir mit einem der Betreiber, wegen der undichten Schuhe ins Gespräch. Er versorgt Grisu mit etwas länglichen Gefrierbeuteln, die er selbst zur Zeit der Schneeschmelze zusätzlich über seine Socken zieht. Diese bewähren sich später noch bestens. Nasse und kalte Füße im Tausch mit null Atmungsaktivität. Da fällt die Entscheidung leicht. Wir verbringen den Tag mit schlafen, lesen und essen :-)