Diese Etappe ist eine zusammengelegte. Da wir uns den Abstieg sparen und mit der ersten Talfahrt der Seilbahn um 9.00 Uhr zum Falzarego Pass hinunter gondeln, wäre die Tour zum Rifugio Nuvolau nur 3.5h lang. Vorweg möchte ich bemerken, dass der Wegverlauf, der in mehreren Büchern beschrieben ist, völlig unsinnig ist. Da wir uns während der Tour mit einer 3er Gruppe zusammentun, deren Wegbeschreibung sich mit der von Grisu deckt, schlagen wir einen anderen, als den mir bekannten Weg ein. Bis ich merke, dass dieser Vorschlag Unsinn ist, sind wir schon zu weit abgestiegen.
Wir haben Glück und kommen sogar früher hinunter, da wir mit einer Servicefahrt hinabfahren. Kostenlos ist dies jedoch nicht. Pro Person 10 Euro ist echt teuer. Unten angekommen, verlaufen wir uns auch noch. Der Weg fängt eigentlich direkt links neben dem Souvenirladen an. Wir laufen dummerweise zunächst die Straße entlang, um anschließend über einen steilen Skihang wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Zunächst leicht ansteigend wird der Weg zunehmend beschwerlicher. Das frische Grün entlang des Weges wird von Felsen und Geröll abgelöst, bis dann zwei Kletterstellen folgen. Keine Angst - bei diesen besteht keinerlei Absturzgefahr. Es ist eher eine willkommene Abwechslung. Obwohl es noch Morgen ist, brennt die Sonne schon. Nach weiterem steilen Anstieg über Blockwerk und Geröll erreichen wir die Forcella Gallina. Ab hier führt der Weg direkt entlang einer Felswand über ein Geröllfeld, das rechtsseitig steil abfällt. Der Weg ist ca. 1m breit, jedoch mit losem Schotter und einigen Felsstiegen bestückt. Zum Ende kommt eine Stelle, an der man sich unter einer Felsnase hindurch ducken muss. An dieser Stelle mag man es kaum glauben, dass es nur noch 30 Meter zur Sessellift Station des Refugio Averau sind. Hier befinden wir uns wieder mitten im Touristentrubel.
Zunächst sind wir etwas orientierungslos. Wir möchten nicht unterhalb der Liftanlage zur Rifugio Cinque Torri absteigen. Somit folgen wir ein kurzes Stück dem Aufstieg Nr. 436 zur Rifugio Nuvolau. Nachdem einer leichten Kraxelei sehen wir die Cinque Torri unter uns. Wir folgen dem Abstieg, der nahe dem unschönen Fahrweg verläuft. Dieser wird von den Tagesausflüglern genutzt. Wir lassen die Rifugio Scoiatolli links liegen und steigen weiter ab. Während wir den Cinque Torri näher kommen, sind die ersten Kletterer zu erkennen. Respektvoll beobachten wir, wie sich verschiedene Gestalten den Fels hinauf arbeiten. Der Hunger treibt uns weiter zur Rifugio Cinque Torri. Mittagspause.
Bemerkung: Der weitere Verlauf entspricht den Angaben, die Grisu recheriert hat, was uns einen 430 Meter Abstieg und anschließend einen 320 Meter steilen Aufstieg beschert. Mein Tipp: An der Rifugio Cinque Torri, verweist ein Wegweiser Richtung Passo Giau. So folgt man dem Original Höhenweg. Leider bin ich einfach hinterhergelaufen. So verpassten wir das Murmeltier bevölkerte Hochtal, das ich auf der Tour 2008 durchquerte. Außerdem sind hier keine Flip-Flop Wanderer unterwegs.
Wir erreichen nach einem endlosen Abstieg durch den Wald, die Paßstraße weit unterhalb des Passo Giau. Ich bin ziemlich angefressen. Nun heißt es, die Höhenmeter wieder gut zu machen. Durch wunderschönen Latschenkieferwald steigen wir über steile enge Kehren wieder hinauf. Je näher wir der Rifugio Lago da Croda kommen, desto mehr Tagesausflügler kommen uns entgegen. Endlich kommt der Federasee in Sicht. Nun ist es nicht mehr weit.
Wunderschön gelegen und sehr gemütlich liegt die Hütte in der späten Nachmittagssonne. Noch immer herrscht reges Treiben. Wir geniessen unsere Apfelsaftschorle, die mich wieder versöhnlich stimmt. Eine Kuh sorgt kurzzeitig für Aufregung. Sie scheint auf Plastikverpackungen zu stehen. Und knabbert einige Rucksäcke an. Als eine Verpackung auf den Boden fällt, entert sie den Besucherbereich. Eine Bedienung und ich haben Mühe, das Tier wieder auf festen Boden zu geleiten. Unsere Schuhe bringen wir lieber in Sicherheit.
Als die letzten Tagesgäste ins Tal fahren oder absteigen, kehrt mehr Ruhe ein. Wir freuen uns auf das Abendessen, das erfahrungsgemäß hervorragend ist. Vor der einzigen Dusche hat sich eine Schlange gebildet. Da hole ich mir lieber noch ein Radler. Wir schlafen in einem 4 Personen Zimmer. Eine ruhige Nacht steht bevor.