Wieder legen wir an diesem Tag zwei Etappen zusammen. Die Etappenempfehlung legt das Rifugio Città di Fiume als Ziel nahe.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, mit Müsli, Wurst, Käse etc., geniessen wir noch kurz die Morgenstimmung am See. Den 1.5km langen Aufstieg zur Forcella d´Ambrizolla schon vor Augen schnallen wir die Rücksäcke auf. Nach ca. 30 min. erreichen bei leichter Steigung die Forcella. Nach einem letzten Blick zurück, orientieren wir uns links auf den Weg Nr.436 Richtung Forcella Col Duro. Zunächst führt uns der Weg durch leichtes Blockwerk zu einem Pass hinauf. Hier folgt ein Abstieg über eine Alm. Mit Interesse werden wir von den weidenden Schafen beobachtet. Weiter durch grüne Hügel erreichen wir nach ca. 2.30h das Rifugio Città di Fiume. Hier herrscht schon großer Trubel. Viele Ausflügler erreichen gerade ihr Tagesziel. Es ist zwar erst 11 Uhr, aber wir haben schon Hunger und gönnen uns ein zweites Frühstück mit einer Jausenplatte. Trotz der vielen Menschen errscheint die Hütte sehr gemütlich. Dies wäre jedoch ein zu kurzer Wandertag, so dass wir uns nach einer Stunde wieder auf den Weg machen.
Nahe unterhalb der Hütte weist ein Schild Richtung Passo Staulanza, unserem nächsten Zwischenziel. Über schmale naturbelassene Pfade durch einen kühlenden Bergwald erreichen nach einiger Zeit einen Hang unterhalb der Nordwand des Monte Pelmo. Weitläufige Geröllfelder und Buschwerk wechseln sich ab, bis wir wieder in einen Wald eintauchen. Mittlerweile sind dunkle Wolken aufgezogen. Ca. 300m vor dem Passo Staulanza beginnt es leicht an zu regnen. Die Bäume schützen uns, nur der Boden und die Wurzeln werden etwas rutschig. Wir erreichen das Rifigio Passo Staulanza. Hier wollen wir bei einem Cappuccino warten, bis der Regen aufhört. Eine gute Entscheidung, denn nach 5 Minuten beginnt ein Unwetter. Blitz und Donner, begleitet von heftigen Regen treiben Tagesausflügler aus dem Wald, während wir in die Hütte umgezogen sind. An einer gegenüberliegenden Felswand haben sich Wasserfälle gebildet. So schnell und heftig das Unwetter begann, so schnell klart sich der Himmel wieder auf. Die letzten Tropfen fallen, als wir uns mit Regenjacke geschützt ca. einen Kilometer der Straße folgend, Richtung Malga Vescovà aufmachen.
Leider müssen dem unbefestigten Rand der Strasse folgen, bis in einer links Kurve ein Wegweiser endlich zur Malga verweist. Über breiten geschotterten Fahrweg geht es weiter. Die Wolken haben sich indes verzogen, womit wir die Regenjacken ausziehen können. Als wäre nichts gewesen.
Wir erreichen die von Menschenmassen belagerte Malga. Zunächst steigen wir einen sehr steilen Grashang über Weg Nr. 561 hinauf. Die meisten Tagesausflügler haben wir zunächst hinter uns gelassen. Über eine grasbedeckte Hochebene laufend, bestaunen wir die Nordwand der Civetta. Nach ca. 1.30h erreichen wir die Forcella d´Alleghe. Schon kommen uns wieder größere Gruppen entgegen. Die nahe Malga Pioda ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Nun folgt der letzte 320m Aufstieg. Die Rifugio Sonino al Coldai ist noch nicht zu sehen. Steil, über ausgewaschene Wege beginnt das letzte Wegstück. Die Landschaft wird wieder schroffer. Nach einem felsigen Teil an einem steil abfallenden Hang, erreichen wir die Bergstation der Materialseilbahn. Wir können endlich unserer Tagesziel sehen. Noch 200m und wir erreichen die herrlich gelegene Hütte, mit ihrer unglaublichen Aussichtsterrasse. Nachdem wir unser Bettenlager in einem 22 Personen Schlafsaal eingenommen haben, zieht es mich sofort mit einem Bierchen auf den Freisitz. Grisu duscht zunächst einmal. Ich lausche den Gesprächen der anderen Gäste, von denen viele vom Unwetter in der Felswand und am Klettersteig überrascht wurden. Ein nicht ungefährliches Erlebnis. Die Wäscheleinen hängen voll mit durchnässten Equipment.
Nach einem leckeren Halbpension Abendessen sitzen wir noch kurz zusammen, doch die anstrengende Etappe fordert ihren Tribut. Um 21.00 Uhr fallen wir in die durchgelegenen Matratzen.