Heute steht zunächst Kultur auf dem Programm. Nach dem Frühstück laufen wir nach Muktinath hinüber. Dort besichtigen wir die Tempelanlage mit ihren 108 Wasserspeiern. Muktinath ist eines der wichtigsten Pilgerziele für Buddhisten, Hindus und weitere Religionen. Ein Gang unter den Wasserspeiern wäscht begangene Sünden ab und reinigt die Seele. Abgesehen vom inneren Schrein, steht die gesamt Anlage uns Touristen offen. Das gilt übrigens für die gesamte Tour. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl, dass sich Gläubige durch Touristen gestört fühlten. Im Gegenteil. Der Glauben wird hier sehr offen praktiziert und ist Teil des Alltags. Nur selten gab es Blitzverbot innerhalb der Tempel. Ein freundliches „um Erlaubnis fragen“ versteht sich von selbst.
Pun übernimmt abermals seine Rolle als Fremdenführer und gibt uns weiteren Einblick in die Riten der Gläubigen und deren Bedeutung. Pun führt uns anschließend noch zu einem kleinen Tempel, der von einer äußerst herzlichen Nonne betreut wird.
Wir verlassen die Tempelanlage. Nach einer kurzen Rast schlagen wir den Weg Richtung Kagbeni ein. Doch bevor es richtig losgeht, haben wir noch die Möglichkeit, Einblick in eine Nonnen-Kloster-Schule zu erhalten. Es ist, genau wie man es sich vorstellt. Der Raum ist erfüllt von Räucherstäbchengeruch und die Novizinnen beten im monoton, sonoren Ton die Mantras herunter.
Im Progamm des DAV-Summit Club wird darauf verwiesen, dass die Route von ürsprünglichen Hauptweg verlegt wurde, da dort mittlerweile zu viel Verkehr herrscht. Wir können die Straße am gegenüberliegenden Talhang erkennen. Jeeps, Busse und LKW wirbeln dichte Staubwolken auf. Im Tal ist Wasser Mangelware. Die letzten 2 Jahre hat es weniger geregnet. Der Boden ist ausgedorrt und kaum Vegetation vorhanden. Die Sonne brennt.
Vor der Mittagspause steht noch eine Schreinbesichtigung an. An grünen Terrassenfeldern vorbei, erreichen wir das Dorf Jhong. Auf einem Felsen über dem Dorf liegt das Kloster Jhong Gompa. Pun weist uns auf die Schäden durch das Erdbeben 2015 hin, während wir über steile Treppen aufsteigen. Ein völlig verwahrloster, sichtlich alkoholisierter oder unter Drogeneinfluss stehender Mann schließt den Schrein auf. Bevor wir eintreten, erklärt uns Pun das Mandala am Eingang. Es ist schon eine komische Szene. Der Mann versucht sich auf den Beinen zu halten, während wir Puns Ausführungen folgen. Plötzlich fällt der arme Teufel rückwärts durch die Tür in den Schrein. Alle springen auf und versuchen ihm zu helfen. Als wir schließlich in den Schrein treten ist die Überraschung groß. Der Raum ist leer. Pun, ebenfalls völlig konsterniert, fordert von dem Mann eine Erklärung. Der ist jedoch nicht fähig, sinnvoll zu antworten. Ein Mönch kommt dazu und verschafft Aufklärung. Nach dem Beben wurden die Reliquien in einen anderen Raum gebracht. Die Klöster bieten solchen verlorenen Gestalten Obdach. Eine Therapie übernehmen die Mönche aber nicht.
Von der Gompa hat man einen fantastischen Blick hinauf zum Thorong La. Wir können den Weg hinauf fast komplett einsehen. Der Pass selbst liegt hinter einem Gipfel.
In einem kleinen Restaurant unterhalb des Klosters kehren wir zum Mittagessen ein.
Am Morgen hat uns Pun schon vorgewarnt, dass gegen 14.00 Uhr meist starker Wind aus dem Tal die Hänge hinauf aufkommt. Er, der diese Tour nun zum 34sten Mal absolviert, behält mit seiner Prognose recht. Starke Windböen blasen uns Staubschwaden entgegen. Wir schützen uns mit Sonnenbrille und Dreieckstüchern oder Buffs. !!!Dreieckstücher oder Buffs sollte man auf dieser Reise auf jeden Fall mitnehmen!!! Es wird immer heftiger, so dass ich zum ersten Mal auf dieser Tour meine Kamera im Schutzbeutel verstaue. Da wir auf einem Hochplateau laufen, gibt es keinerlei Schutz.
Von einer Felsklippe aus können wir unter uns das Ziel Kagbeni erkennen. Auf der Klippe herrscht ein extrem starker Wind, mit Böen in Orkanstärke. Wir müssen uns regelrecht dagegenstemmen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Kurz vor dem Ziel steht noch eine kleine, unterhaltsame Kraxelei durch einen Felskamin abwärts an.
Bevor es zur DAV-Summit Club Comfort-Lodge geht, werden wir noch einen Tempel besichtigen. Diesmal hat Pun als Fremdenführer frei. Ein junger Mönch übernimmt die Führung in perfektem Englisch.
Vom Tempel aus folgen wir Pun durch die engen verwinkelten Gassen der Stadt und sind froh endlich an der Lodge anzukommen. Bevor wir eintreten, klopfen wir uns zunächst den Staub aus der Kleidung. Die Schuhe verbleiben in einem Vorraum. Unsere Träger weisen uns den Weg zu den Zimmern. Die Lodge ist wie ein kleine Fort aufgebaut. Der Innenhof schützt vor Wind und Staub. Die Bauweise macht Sinn. Toiletten und warme Duschen auf den Zimmern. Das ist Komfort. Besonders die Dusche ist ein Highlight. Unsere Kleidung steht vor Dreck und der Staub des Tages hängt in jeder Pore. Nach einer Stunde sind alle Wäscheleinen komplett belegt. Bis zum Abendessen ist noch lange Zeit.
Bei der Ankunft am Ortseingang hatten wir ein Café mit echter Espressomaschine und großer Kuchenauswahl gesehen. Dieses soll nun unser Ziel sein. Das Café ist im europäischen Stil gehalten. Endlich nochmal ein richtig guter Cappuccino.
Das Abendessen wird heute sehr üppig ausfallen. Es gibt ein aufwendiges Abend-Buffet.
Am Abend gelingen mir noch sehr schöne Fotos mit Vollmond.