Tag 3: Aufstieg Urkundsattel, Spaltenbergung

Heute steht Spaltenbergung, Gehen in der Seilschaft oberhalb der Firngrenze und in steilen Passagen auf dem Lehrplan. Beide Gruppen laufen gemeinsam zum Sexegerterferner. Diesen erreichen wir nach ca. 50min. Steigeisen an und los. Während die Gruppe Gottfried auf der Gletscherzunge noch Standplatzbau übt. Steigen wir in einer Viererseilschaft ein steileres Teilstück hinauf, wobei Julian den Vorstieg mit Zwischensicherung übernimmt und wir nachsteigen. Wir erreichen ein vermeintlich ebenes Stück. Jetzt bilden wir mit Abi als Führenden eine Fünferseilschaft. Ab diesem Punkt können überall versteckte Spalten lauern. Ich merke, dass das Tempo für mich zu hoch ist. Mein Husten wird schlimmer, ich komme außer Atem, bis ich Abi bitten muss kurz anzuhalten. Nach einer halben Minute geht’s im selben Tempo weiter. Plötzlich ruft Abi, der direkt vor mir geht, ich solle auf das Seil aufpassen. Der Supergau. Er steht vor einer Spalte und ich laufe, völlig mit mir und der Atemnot beschäftigt, auf. Zu diesem Zeitpunkt steht für mich fest, dass die Wildspitze leider nicht in Frage kommt. Die eigentliche Spalte, an der die Bergung geübt werden soll, ist von einer andern Gruppe besetzt. Wir gehen weiter und suchen eine andere. Währenddessen muss ich noch zweimal um eine kurze Verschnaufpause bitten. Endlich finden wir eine Spalte. Abi checkt die Spalte und die Umgebung, während ich einen Hustenanfall erleide.

Er zeichnet ein ca. 4x4 Meter großes Feld in den Schnee. Hier legen wir unsere Rücksäcke ab und dürfen diesen Bereich nicht ungesichert verlassen. Nach einer viertel Stunde trifft auch die zweite Gruppe ein. Wir beginnen mit der Spaltenbergung. Im Gegensatz zum Basiskurs wird der zu Rettende nicht abgelassen, sondern springt in die Spalte. Dies ist auf jeden Fall realitätsnäher. Wir simulieren jeweils eine Dreierseilschaft, von der der Führende einbricht. Jeder besetzt über die Übungseinheit einmal jede Position. Als ich die Position des Zweiten inne habe, also mich direkt hinter dem Einbrechenden im Seil befinde, haut´s mich schon von den Füssen und ich werde erstmal 2m mitgerissen. Dann bin ich dran mit einbrechen. Ich gehe rückwärts an den Rand und stoße mich ab. Da Peter aber das Seil schon etwas gespannt hatte, Falle ich nur 2Meter. Entspannt warte ich auf meine Rettung. Es bleibt Zeit für einige Photos. Dann erscheint Julian über mir am Spaltenrand. Als ich ihn noch filmen möchte, beginnt er mich zu bergen. Das ist eine lustige Aufnahme geworden. Nachdem die Übung abgeschlossen ist, machen wir uns auf den Rückweg.

Mittlerweile ist der Schnee sulzig geworden, was das Gehen beschwerlicher macht. Wir steigen in Eigenregie mit Julian als Führenden ab. Wegfindung ist uns überlassen, während Abi um unsere Seilschaft rumläuft und Photos macht. Er kennt den Gletscher und die Spalten in und auswendig.

Nachdem wir den Gletscher verlassen haben, zeigen Gottfried und Abi uns noch einen Pfund, den sie kürzlich gemacht haben. Einen gelben ovalen Metallbehälter, der schon halb vom Eis freigegeben wurde. Schon am Vortag machte uns Abi auf die vielen Metallteile auf der Seitenmoräne und im Eis aufmerksam. Diese stammen von einem Bomber, der während des zweiten Weltkriegs in den Gletscher einschlug. Ob der Behälter harmlos ist, soll die nächsten Tage von Spezialisten untersucht werden.

Abends ist noch Vorbesprechung für die wetterbdingt vorverlegte Wildspitzbesteigung. Ich teile meine Entscheidung, nicht aufzusteigen der Gruppe und den Bergführern mit. Gottfried schlägt vor, das ich zunächst den ersten Teil noch mitgehe, bis wir den Gletscher erreichen. Falls ich Probleme bekommen sollte, könne ich dann noch alleine zur Hütte zurückkehren. Nachdem wir noch die Aufgabe der Tourenplanung und Gehzeitberechnung abgeschlossen haben, gehen wir heute etwas früher ins Bett, da wir um 4.45 Uhr aufstehen wollen.

Die aufgezeichnete Strecke führt durch Spaltengebiete und Kletterpassagen der Stufe 2. Diese Tour darf nur in einer Seilschaft mit entsprechenden Kenntnissen begangen werden.

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